Auch
wenn ich mich mittlerweile ja wieder mit Tucson "versöhnt"
habe, war ich nicht wirklich traurig darüber, dass ich es heute
wieder verlassen musste. Nachdem ich gefrühstückt und das
Auto beladen hatte, ging es erst noch mal schnell nach Downtown, wo es
allerdings nicht allzu viel sehenswertes gab - abgesehen vielleicht von
der recht schicken Saint Augustine Cathedral, an der ich mal kurz
gehalten habe.
![]() ![]() Unisource Energy Tower Lange hab ich mich hier nicht aufgehalten, denn allzu sypmathisch war mir die Gegend nicht, und wie gesagt schon garnicht besonders sehenswert. Also wieder ins Auto und ab in den Süden von Tucson, wo sich die Mission San Xavier del Bac befindet, eine im Jahre 1797 erbaute, spanische Missonskirche, die auch als "White Dove of the Desert" (Weiße Taube der Wüste) bezeichnet wird. Ich kann mit Kirchen ja nicht wirklich was anfangen, aber diese hier ist auf jeden Fall nett anzuschauen. ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Nach
etwa 20 Minuten konnte ich auch das als erledigt abhaken, und es ging
endlich wieder "on the road", denn mein nächstes Ziel war das 75
Meilen entfernte Tombstone. Schnell noch volltanken und dann ab auf die
Autobahn, bzw. den Freeway. In Benson musste ich selbigen wieder
verlassen, und nach einer kurzen Einkaufspause und einem frischen
Italian BMT vom Subway ging es über die AZ-80 weiter. Ziemlich
genau um 12, also nach etwas über 2 Stunden kam ich in der Stadt
an, die von ihren Einwohnern als "too tough to die" bezeichnet wird -
trotzdem wirkte es hier ziemlich tot, denn allzu viel war nicht gerade
los.
![]() ![]() 2 lustige Musikanten ![]() ![]() ![]() Auch
hier habe ich irgendwie mehr erwartet, denn in anderen Reisebetichten
hatte ich gelesen, dass hier überall Leute in "historischen"
Verkleidungen durch die Gegend laufen, und so das Bild vom originalen
Wild West-Städtchen perfekt machen. Naja, entweder waren die
gerade beim Essen, oder die hielten ein Mittagsschläfchen...ich
hatte aber keine Lust zu warten, und fuhr nach gerade mal einer
halben Stunde weiter Richtung Bisbee, meinem letzten Ziel für
diesen Tag.
![]() Zu
meinem Erstaunen bin ich da schon um kurz nach 13 Uhr angekommen, was
deutlich früher war, als erwartet. Da ich in meinem für heute
gebuchten "Hotel" nicht vor 15 Uhr einchecken konnte, hab ich mir
erstmal ein bisschen die Stadt angeguckt, die mich äußerst
positiv überrascht hat - im Gegensatz zu Tombstone hab ich hier
nämlich nicht wirklich viel erwartet, aber mir hat es auf Anhieb total gut gefallen. Wie wohl in den meisten
ehemaligen Minenstädtchen im Südwesten, leben wohl auch
hier hauptsächlich Rentner, Hippies und Künstler.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Es
gab so viel zu sehen und zu entdecken, dass die 2 Stunden wie im Flug
vergingen. Teilweise konnte man wirklich denken, dass die Zeit hier
irgendwann einfach stehengeblieben ist, und getoppt wurde das Ganze nur
noch von meinem "Hotel", das ich für heute gebucht hatte - dem Shady Dell.
"Hotel" ist natürlich der falsche Ausdruck, denn eigentlich handelt
es sich hierbei um einen "Trailerpark", auf dem ca. 12 alte Wohnwagen
aus den 40er und 50er Jahren stehen. Als ich 2008 auf dem VLV
Rockabilly Festival in Las Vegas zum ersten Mal davon gehört habe,
war mir gleich klar, dass ich da irgendwann mal hin muss!
Ziemlich genau um 15 Uhr stand ich auf dem Hof und wurde gleich von einer älteren Dame namens Annette begrüßt, die sich als Mutter der Besitzerin Jen entpuppte. Mit meiner deutschen Pünktlichkeit hat wohl keiner hier gerechnet, deshalb war das Büro noch zu und Jen irgendwo mit Aufräumen beschäftigt. Nach ein paar Minuten kam sie aber dazu und zeigte mir mein "Zimmer" für heute Nacht: einen 33 Feet (etwas über 10 Meter) langen "Spartan Royal Mansion" aus dem Jahre 1951, gebaut von der Spartan Aircraft Company des Milliardärs Howard Hughes. Selbstverständlich kann man sich beim Buchen über die Webseite "seinen" Trailer aussuchen, und dieser hat mir am besten gefallen. Da am Wochende wegen einer Classic Car Show in Bisbee alle Trailer ausgebucht waren und Jen mit Aufräumen und Saubermachen alle Hände voll zu tun hatte, fragte sie mich, ob es ok wäre, wenn ich erst morgen bezahle, damit sie nicht extra das Büro aufschließen und den Computer anschmeißen muss - für mich war das natürlich ok, und nach einem kurzen Schwätzchen entschwand sie wieder. Und ich erkundete erstmal das Gelände...leider darf man die anderen Trailer nicht von innen besichtigen, aber das hier ist ja auch ein "Hotel" und kein Museum. ![]() ![]() ![]() Ebenfalls ein Spartan Mansion, allerdings nicht "Royal" ![]() Es gibt hier auch einen kleinen Diner, der fast 40 Jahre lang an einer Kreuzung in Los Angeles stand und 1996 mit
einem LKW hierher nach Bisbee verfrachtet wurde. Leider hat der aber nur am Wochenende auf, so dass ich auf ein stilechtes Mahl
verzichten musste. Schade!
![]() ![]() ![]() Nachdem
ich genügend Fotos gemacht hatte, hab ich das Gepäck aus dem Auto geholt und
mein schickes Heim für diese Nacht bezogen.
Selbstverständlich ist auch innen alles stilecht und mit viel
Schnickschnack aus den 50ern versehen, selbst in den Schubladen findet
man allerhand Interessantes wie Fotos, alte Zeitschriften und sogar ein
originales College-Jahrbuch von damals. Im Radio läuft der
hauseigene Sender mit der passenden Musik und originaler Werbung aus
der Zeit, und auf dem Fernseher kann man sich über einen im
Schrank versteckten DVD-Player alte Filme angucken. Wer meine Vorliebe
für die 50er kennt, kann vielleicht ahnen, wie gut es mir hier
gefallen hat! ;)
![]() ![]() ![]() Neben
einer voll ausgestatteten Küche mit Spüle, Herd und
Kühlschrank (der Herd war wegen der Feuergefahr allerdings nicht
funktionsfähig), gab es immerhin auch eine Toilette und ein
kleines Waschbecken - zum Duschen musste man allerdings nach
draußen in ein Nebengebäude.
![]() Nach
einem kleinen Spaziergang über den recht interessanten Friedhof,
der direkt neben dem Shady Dell liegt, bin ich noch mal zu Safeway
gefahren und habe es mir anschließend mit meinem leckeren
"Standard-Abendbrot" (Baguette mit Swiss Cheese und Kirschtomaten) und
einem eiskalten Corona vor meinem Wohnwagen gemütlich gemacht.
Außer mir waren fast keine anderen Leute da, abgesehen von einem
älteren Ehepaar und deren Tochter (vermute ich mal), die sich aber
gleich nach ihrer Ankunft in ihre Trailer verzogen haben und nie mehr
gesehen wurden. Ich habe ja ein bisschen darauf spekuliert, dass man
hier mit anderen Gästen ein bisschen Party machen und so eventuell
auch deren Trailer besichtigen kann, aber das war leider nicht der Fall ;)
Nachdem es mir dann irgendwann zu frisch wurde, hab ich mal den Fernseher angeschmissen und mir den Film "My Favorite Brunette" mit Bob Hope und Dorothy Lamour angeguckt. Obwohl der echt lustig war, konnte ich mich kaum wachhalten, so dass es leider bei diesem einen Film geblieben ist - dann hiess es gute Nacht Bisbee, und ich habe das royale Schlafgemach bezogen.
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