Tag 2
01.04.2011:  Los Angeles - Long Beach


Die erste Nacht war erwartungsgemäß mal wieder nicht sehr lang, irgendwann zwischen 3 und 4 Uhr morgens war ich wach und konnte beim besten Willen nicht mehr schlafen. Also hab ich erstmal zuhause angerufen, anschließend ein bisschen im Internet gesurft und versucht, den riesigen Flachbild-Fernseher in meinem Zimmer (das nebenbei bemerkt nichts besonderes, aber immerhin eingigermaßen sauber war) zum Laufen zu bringen - was aber nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die Sprache auf spanisch eingestellt war, scheiterte. Egal, um die Uhrzeit kommt wahrscheinlich eh nichts gescheites...
Irgendwann hatte ich genug Zeit totgeschlagen und nachdem ich dann geduscht, wieder alles eingepackt und das Auto beladen hatte, habe ich schnell meine Schlüsselkarte (interessanterweise keine Magnetkarte, sondern eine mit Löchern!) abgegeben, noch ein bisschen mit dem sehr netten Besitzer geplaudert und mich aufgemacht Richtung Downtown. Eigentlich war das Motel ja schon so gut wie in Downtown, so dass ich innerhalb von wenigen Minuten da war. Da um die Uhrzeit (es war ca. 7:15) noch alles wie ausgestorben war, war es kein Problem einen Parkplatz zu finden, der allerdings nicht gerade billig war - hier bezahlt man pro Tag und nicht pro Stunde. Egal, ich bin ja im Urlaub...

Es war schon verdammt warm, aber leider noch überall ziemlich schattig - wobei es zwischen den ganzen Hochhäusern ja wahrscheinlich nie so richtig sonnig wird. Aber auch das konnte meine gute Laune und die Urlaubsstimmung nicht trüben, und mit meinem Rucksack voller Mountain Dew machte ich mich auf, Downtown LA zu entdecken...


Angels Flight, die kürzeste Eisenbahn der Welt


Einer der unzähligen Brunnen



Walt Disney Concert Hall






Brunnen vor dem Los Angeles Music Center


Two California Plaza


Bank of America Center und Wells Fargo Tower


Aon Center und City National Tower


U.S. Bank Tower


Citygroup Center


Ein letzter Blick zurück

Nach ca. 1,5 Stunden - inzwischen war es deutlich voller, da sehr viele Menschen auf dem Weg in ihre Büros waren - bin ich wieder zum Auto zurückgelaufen und zum Echo Park gefahren. Auf diesen bin ich eigentlich erst durch den Film National Security aufmerksam geworden, und wollte mir den daher mal live und in Farbe angucken. Auch wenn der gleichnamige Stadtteil Echo Park zu den wohl eher schlechteren gehört, ist der Park sehr schön und zumindest tagsüber absolut sicher.







Nachdem ich den See einmal komplett umrundet und unzählige Fotos mit Fontäne geschossen habe, bin ich nach Angelino Heights gefahren, das praktisch direkt nebenan liegt und für seine alten, viktorianischen Gebäude bekannt ist. Viele davon waren schon in diversen Filmen, Serien und/oder Musikvideos zu sehen, wie z.B.das Haus aus dem Video zu "Thriller" von Michael Jackson - das ich fotografiert habe, ohne es zu merken. Aber laut Google ist es das wohl tatsächlich.









Und dann stand auch schon der nächste Programmpunkt des Tages an - ich wollte endlich mal den Mulholland Drive entlangfahren. Der Mulholland Drive ist wohl eine der bekanntesten und "legendärsten" Straßen von Los Angeles - und das nicht nur, weil hier eine Promi-Villa neben der anderen steht. Ich bin also wieder zurück nach Echo Park gefahren, dort auf die I101 und dann die ca. 6 Meilen bis zum Anfangs- bzw. Endpunkt (je nachdem, von wo man kommt ;) des Mulholland Drive.


Einfach crank!


Das ist übrigens mein Auto... :)


Hollywood Bowl Overlook


Universal City Overlook

Am Universal City Overlook, von dem aus man einen Blick über das San Fernando Valley und die Universal Studios (daher der Name) hat, passierte mir dann etwas unglaublich dummes - ich habe etwas aus dem Kofferraum geholt, und in dem Moment, in dem ich diesen wieder zumachte, dachte ich nur "oh Sch....., der Schlüssel!". Den hatte ich (aus welchem Grund auch immer) doch tatsächlich in den Kofferraum gelegt und dann nicht mehr dran gedacht. Tja, und der Kofferaum war jetzt halt zu - zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass das bei meinem Auto in Deutschland garnicht möglich wäre, aber das brachte mir in dem Moment auch nicht viel... ;)
Nachdem sämtliche Versuche, den Kofferraum nur durch festes Dran-Ziehen zu öffnen, gescheitert sind, habe ich gesehen, dass ein paar Meter weiter 2 ca. 16-Jährige Jungs stehen, das waren die einzigen Menschen weit und breit. Ich habe denen dann mein Missgeschick erklärt und gefragt, ob sie mir mal ein Handy leihen könnten (meins hatte ich zwar einstecken, aber nur das mit der deutschen Sim und abgeschaltetem Roaming, so dass ich nicht ins Internet gehen und nach der Nummer von Alamo gucken konnte). Glücklicherweise hatte der eine ein Smartphone dabei und es mir auch gleich in die Hand gedrückt, ich solle es ihm einfach zurückgeben, wenn ich fertig bin. Also erstmal die Nummer gegoogelt und angerufen.

So, jetzt musste ich der Dame am anderen Ende, die scheinbar noch nie zuvor irgendwas von LA oder Kalifornien gehört hat, erstmal erklären was mein Problem ist, wie ich heisse, wo ich wohne, welche Email-Adresse und welche Telefonnummer ich habe, was für ein Auto das ist, welches Nummernschild das hat, wann und wo ich es angemietet habe usw. Nachdem ich dann dachte, jetzt hab ichs gleich, ist doch tatsächlich das Gespräch abgebrochen! Toll! Insgesamt ging das über eine halbe Stunde so, in der ich ca. 5-6 mal dort anrufen und immer wieder von vorne anfangen musste. Irgendwann habe ich es dann aber noch gerade so geschafft, denen alle erfoderlichen Infos und die genaue Adresse (ich hab einfach die Hausnummer von dem Haus genommen, das ca. 100 Meter weiter unten stand) durchzugeben, bevor ich wieder rausgeschmissen wurde - und dann hatte ich echt keine Lust mehr, die hatten ja jetzt alles.
Ich hab dem Typen - die beiden saßen die ganze Zeit am Overlook und haben sich unterhalten - dann sein Handy wiedegegeben, mich mehrmals bedankt und ihm 10$ in die Hand gedrückt, was ihn wohl sehr überrascht hat. Die beiden haben mich dann noch eine ganze Weile über Deutschland ausgequetscht und sich sehr dafür interessiert, wie es ist dort zu leben, wie das Wetter ist und was man dort machen kann usw.  Nachdem ich ihnen dann mehrmals versichert habe, dass ich das Handy wohl nicht mehr brauchen werde und mir ganz sicher bin, dass Alamo jemanden vorbeischickt, haben sie mir noch was zu trinken dagelassen und sind wieder gefahren.
Und dann stand ich erstmal da. Bei jedem Pickup und bei jedem Van dachte ich, das ist mein Retter - aber Pustekuchen. Nach ca. einer halben Stunde hab ich gedacht, ich seh nicht richtig - da waren schon wieder die beiden Jungs! Die sind doch tatsächlich noch mal zurückgefahren, um zu gucken, ob ich noch immer da stehe und vielleicht doch noch mal das Handy oder sonst irgendwas brauche! Ich habe ihnen dann noch mal versichert, dass alles ok ist, und dann sind sie wieder gefahren...

Irgendwann zwischendurch kam auch dieser freundliche Herr mit seinem Ford T-Bucket vorbei:



Keine Ahnung ob das ein Promi war, oder nur der Friseur eines Promis, aber der war echt cool drauf und total nett. Und er hat sich gefreut, dass ich Fotos von seinem Auto gemacht habe. Während ich hier so stand, ist übrigens einiges an alten und/oder außergewöhnlichen Autos vorbeigefahren, was die Wartezeit doch irgendwie erträglicher machte... ;)
Trotzdem war ich heilfroh, als nach ca. noch mal einer viertel Stunde - insgesamt also etwas über 1,5 Stunden seit Schließen des Kofferraums - endlich so ein winzig kleines, japanisches Autochen von AAA (dem amerikanischen ADAC) um die Ecke gejuckelt kam. Also doch kein Pickup oder Van...

Der Fahrer, ein eher kräftiger Schwarzer, quälte sich aus diesem Ding namens Auto und bedankte sich erstmal freudestrahlend dafür, dass er wegen mir diese tolle Aussicht von hier oben genießen dürfe. Äh ja, gerne geschehen... Der Rest war dann eine Sache von Sekunden, Keil zwischen Tür und Rahmen, mit dem Spezialwerkzeug in die so entstandene Lücke, und klack, offen war die Tür. Hurra! Da war ich jetzt doch ein bisschen erleichtert. Ich habe dann erstmal den Schlüssel aus dem Kofferraum geholt und musste, nachdem ich den Wisch unterschrieben habe, noch schnell 2 Fotos von ihm vor der tollen Aussicht machen.

Glücklich, happy und zufrieden bin ich dann wieder in mein Auto eingestiegen und wollte nur noch da weg...

Mein nächstes Ziel war das Getty Center, das ja mehr oder weniger am anderen Ende des Mulholland Drive liegt. Man muss nur noch mal kurz auf den San Diego Freeway und ca. 4 Meilen in Richtung Süden fahren. Komischerweise war es, troz allem was ich heute schon gesehen und erlebt habe, gerade mal 12 Uhr Mittags, als ich dort ankam. Echt erstaunlich.

Das Getty Center ist ein großer Gebäudekomplex, in dem sich unter anderem das J. Paul Getty Museum, das Getty Research Institute und das Getty Conservation Institute befinden. Das Museum beherbergt ca. 50.000 Kunstwerke, die der 1976 verstorbene Milliardär Jean Paul Getty zusammengetragen und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat - wohlgemerkt kostenlos!
Lediglich das Parken muss bezahlt werden (stolze 15$, aber ich hätte ja auch mit dem Bus kommen können ;), danach fährt man mit einer Tram den Berg hoch und staunt erstmal - Wahnsinn, was die hier hingebaut haben. Einfach nur schön und absolut gepflegt. 














So langsam machte sich dann auch der kleine Hunger bemerkbar, deshalb hab ich mir in einem der Restaurants eine überraschend günstige Pizza geholt. Geschmacklich konnte die aber leider nicht ganz so beeindrucken, wie der Rest. Nuja, mit etwas Salz und ordentlich Crushed Red Pepper konnte man sie essen...und ich anschließend meine Besichtigungstour fortsetzen. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass es echt tiersch heiss war? Wenn nicht: es war echt tierisch heiss!









Auch wenn ich mich persönlich ja nicht so wirklich für Kunst interessiere, wollte ich wenigstens mal kurz reingehen und gucken, was da so rumhängt. Eigentlich habe ich ja gehofft, einen Picasso, Rembrandt oder sonst irgendwas bekanntes zu sehen, aber ich bin scheinbar in der "Italienabteilung" gelandet. Kenne ich nix von. Ich bin dann auch sehr schnell durchgegangen, habe 2-3 Fotos gemacht und meinen Ausflug in die Welt der Kunst damit auch gleich wieder beendet. Autos sind mir halt doch lieber! ;)


Italienische Schinken

Insgesamt war ich ca. 2 Stunden hier oben, aber da ich noch einen langen Weg vor mir hatte, musste ich langsam mal wieder weiter. Also mit der Tram zurück zum Parkhaus, ins Auto und wieder auf den San Diego Freeway. Zwischen Marina Del Rey und dem Flughafen hab ich diesen wieder verlassen, da ich lieber die "Landstraße" am Meer entlang nehmen wollte. Gerade als ich da so entlangfuhr, hat eine Boeing 747 der Lufthansa (vielleicht ja sogar "meine", mit der ich gestern angekommen bin?) abgehoben und ist elegant davongeschwebt. Ich konnte davon leider kein Foto mehr machen, habe aber beschlossen mal schnell anzuhalten, um ein paar startende Flugzeuge zu beobachten.





Dann bin ich noch ein bisschen am Strand entlangspaziert, wo ich von zwei echten kalifornischen Beach-Girls angesprochen und gefragt wurde, ob ich nicht ein paar Fotos von ihnen machen könnte - hilfsbereit wie ich bin, hab ich das natürlich gerne gemacht, wenn auch leider nicht mit meiner Kamera ;)
Und dann ging es auch schon weiter, durch Manhattan Beach, Hermosa Beach (zwei Orte die mir wirklich sehr, sehr gut gefallen haben und die ich mir auf jeden Fall noch mal genauer ansehen werde) nach Redondo Beach (hat mir glaub ich auch gefallen), wo ich mir noch schnell was zu Essen geholt habe, und anschließend nach Palos Verdes zum Point Vicente. Ich war übrigens wieder mal total beeindruckt davon, wie defensiv und rücksichtsvoll hier gefahren wird - man könnte wahrscheinlich auch verkehrt rum durch die Einbahnstraße fahren, und alle würden Platz machen und freundlich winken.


Ein Chevy Bel Air von 1952


Point Vicente Lighthouse





Ein paar Meilen weiter, am sogenannten "Portugese Bend" glich der Straßenverlauf dann einer Achterbahn, und die Schilder verrieten auch warum: wegen "Constant Land Movement". Scheinbar rutscht der ganze Berg inklusive der Straße schräg nach unten in Richtung Meer ab, und die dadurch entstehenden Schäden im Asphalt werden einfach zugeschüttet. Ziemlich abenteurlich dieses auf und ab, und ich hätte mir gewünscht, dass man hier ein bisschen schneller hätte fahren dürfen ;)
Nach ein paar weiteren Meilen gelangt man zum Point Fermin Park mit dem gleichnamigen Leuchtturm, den ich mir eigentlich vor 2 Jahren schon angucken wollte. Das hatte ich aber zeitlich irgendwie nicht geschafft, und wie erwartet ist er nicht weggelaufen.





Es hätte mich nicht gewundert, wenn plötzlich Pippi Langstrumpf in der Tür gestanden hätte...


Point Fermin Park


Da es langsam dunkel wurde, habe ich die ca. 9 Meilen bis zu meinem Hotel in Long Beach ohne weiteren Stopp absolviert - ein letztes "Highlight" und das einzig erwähnenswerte war die Fahrt über die blau beleuchtete und ziemlich eindrucksvolle Vincent Thomas Bridge.



Hotel: The Westin Long Beach
Gefahrene Meilen: 79