Tag 9
08.04.2011:  Gila Bend - Tucson


Aufgrund der Geräuschkulisse war die Nacht nicht nur relativ unruig, sondern auch noch ziemlich kurz - aber egal, ich bin ja hier nicht auf Erholungsurlaub, also hab ich mich schnell frischgemacht, gepackt, das Auto beladen und noch vor 8 ausgecheckt. Jetzt hatte ich 2 Möglichkeiten - entweder nach Ajo und zum Organ Pipe Cactus Monument, oder nach Casa Grande, wo sich ein riesiger Schrottplatz mit hunderten von alten Autos befindet. Da ich abends schon wieder in Tucson sein wollte und der Weg über Casa Grande deutlich kürzer war, entschied ich mich spontan für die zweite Variante. Ok, die Autos spielten auch eine winzig kleine Rolle bei der Entscheidungsfindung ;) Also fuhr ich nach dem Frühstück und einer kleinen Geocaching-Tour rund um Gila Bend wieder auf die I-8 und dann (fast) ohne einen Stopp weiter nach Casa Grande, wo ich nach ca. einer Stunde ankam.


Irgendwo unterwegs, hier hab ich doch mal kurz gehalten


Hier in Casa Grande befindet sich einer der beiden Schrottplätze von Desert Valley Auto Parts, wobei Schrottplatz eigentlich die falsche Bezeichnung ist - alle Autos, die hier stehen, stehen komplett oder in Teilen zum Verkauf und somit bis zur letzten Schraube wiederverwertet. Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste, die haben sogar eine eigene Fernsehserie namens "Desert Car Kings", die im Discovery Channel läuft - bei uns natürlich auf DMAX.
Auf meine Frage, ob ich einfach mal so rumlaufen und fotografieren darf, meinte man nur "Absolutely!", und wenn ich was kaufen will, soll ich's mir einfach abschrauben und an die Kasse bringen. Okeee, wo sind denn hier die Einkaufswagen...? ;)

Hier ein kleiner Ausschnitt meines etwas über 2 -Stündigen Streifzugs über das Gelände...
































Ein Schiff wird kommen...











Also für manch einen ist das ja vielleicht wirklich nur Schrott, aber für mich sind diese Autos einfach Kunstwerke (aha, doch ein Kunstfreund! ;), und jedes einzelne davon könnte bestimmt viele Geschichten erzählen, die es in seinem langen Leben vom Showroom irgendeines Autohändlers in den 50s oder 60s bis hierher erlebt hat...ich könnte hier den ganzen Tag hier rumlaufen und einfach nur gucken! Langsam wurde es mir aber doch zu heiß und ich hatte auch schon wieder Hunger, also riss ich mich schweren Herzens los und ging erstmal was essen.

Nachdem ich dann noch eine kurze Runde durch Casa Grande gedreht habe - bei der größten Sehenwürdigkeit, einer alten Häuser-Ruine aus dem 13. Jahrhundert, die dem Ort seinen Namen ("Großes Haus") gab, war ich allerdings garnicht - bin ich weitergefahren Richtung Tucson.






Genaugenommen fuhr ich erstmal nach Oracle, das ca. eine Stunde nordöstlich von Tucson liegt. Dort steht die sogenannte Bisosphere 2, in der man Anfang der 90er Jahre herausfinden wollte, ob Menschen längere Zeit in einem von der Außenwelt unabhängigen und sich selbst erhaltenden Ökosystem überleben könnten. Von September 1991 bis September 1993 lebte hier eine Gruppe von 8 Menschen, leider gab es aber doch einige Probleme, so dass man das Experiment als gescheitert betrachten musste. So musste man z.B. im zweiten Jahr bei der Sauerstoffversorgung nachhelfen, da der verbaute Stahlbeton den Sauerstoff absorbierte, außerdem breiteten sich unerwünschte Mikroben und Insekten wie Kakerlaken und Ameisen aus. Das zweite Experiment im Jahre 1996 wurde nach nur 6 Monaten abgebrochen. Heute gehört das Gelände der University of Arizona, die hier verschiedene okologische Experimente durchführt.





Ich kam geade rechtzeitig zur 14 Uhr-Führung an, die mit 20$ zwar nicht gerade preiswert, aber sehr interressant war. Wir konnten uns nicht nur die verschiedenen "Klimazonen" ansehen, sondern auch einen Blick hinter die Kulissen und auf die Technik des Ganzen werfen.


Der "Ozean" - das Wasser hierfür wurde in San Diego aus dem Pazifik entnommen.




Die Fische, die in diesem "Ozean" leben, ernähren sich übrigens völlig selbstständig und werden nicht gefüttert.


Wüste




Ich glaube, das ist die "Lunge", die für die Sauerstoffzirkulation zuständig ist. So richtig hab ich das System aber nicht verstanden...


Die "Lunge" von außen













Man konnte sich auf dem Gelände noch alles mögliche angucken, und unter anderem auch den "Ozean" mit den darin lebenden Fischen durch eine Glasscheibe von der Seite betrachten. Gegen 16 Uhr hatte ich aber genug gesehen (und wieder Hunger), so dass ich Richtung Tucson gefahren bin und mir von meinem Navi den Weg zum nächsten Denny's zeigen lies.





Nach dem Essen durfte ich dann erstmal die Erfahrung machen, dass man nicht überall in den USA so nett und so rücksichtsvoll Auto fährt wie in Kalifornien, denn hier war es mindestens so wie in Deutschland, wenn nicht noch schlimmer. Ich hatte keine Chance von diesem blöden Parkplatz zu kommen, da es einfach keinen interessierte, dass dort 2 Autos standen (vor mir war noch ein Van aus Kanada), und obwohl die Ampel auf der Straße immer wieder rot wurde, und die Leute sowieso anhalten mussten, hat es keiner für nötig gehalten, mal eine kleine Lücke freizulassen. Irgendwann hatte ich die Schnauze voll, hab den Rückwärtsgang reingemacht und mit quietschenden Reifen zurückgesetzt, was mir aufgrund der erhöhten Aufmerksamkeit der Passanten dann doch kurz etwas peinlich war ;)  Ich bin dann einfach an der anderen Seite raus und habe bei der nächstmöglichen Gelegenheit gedreht. Der Van stand immer noch da...

Nachdem ich im Hotel eingecheckt hatte, bin ich noch mal zum nächsten WalMart gefahren und hätte mich wieder nur aufregen können. Ich hätte es wirklich nicht gedacht, aber diese Stadt war mir einfach nur unsymphatisch - nicht nur wegen der Fahrweise der Leute, sondern auch weil alles irgendwie schäbig und hässlich aussah.Und in dem WalMart hat es so fürchterlich gestunken, dass ich da nichts kaufen wollte. Also gleich wieder raus...ich hab dann verschiedene Läden abgeklappert und mir mein obligatorisches Baguette + Käse + Tomaten fürs Abendessen organisiert. Was war ich froh, als ich wieder im Hotel war...


Hotel: Quality Inn Flamingo, Tucson
Gefahrene Meilen: 188